Nobert Göttler: Malerluft und Malerlust
Künstlerorte in Oberbayern
Der britische Maler William Turner setzte 1816 den Impuls für die Epoche der Freilichtmalerei. Norbert Göttler spürt dem nach und lädt in seinem Buch „Malerluft und Malerlust“ zu einer Zeitreise in vergangene Jahrhunderte ein. Er stellt über 20 Künstlerorte im weiten Umkreis Münchens vor, berichtet von den dort wirkenden Malerinnen und Malern und zeigt die neuartigen Impulse auf, die von hier aus Eingang in die europäische Kunstgeschichte gefunden haben.
Im 19. Jahrhundert zieht es Malerinnen und Maler hinaus aufs Land. Sie verlassen ihre Ateliers in den zunehmend industriell geprägten Städten und suchen die freie Natur, das einfache Leben. Wo sie besonders hübsche Flecken finden, lassen sie sich nieder − manchmal nur für einen Sommer lang, oft jedoch auch für ein ganzes Leben. Zum Beispiel in den berühmten Künstlerkolonien im Dachauer Moos − die zweitwichtigste Deutschlands − oder in den pittoresken Malerorten wie dem „Russenhaus“ von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in Murnau. Stimmungsvolle Fotografien der damaligen „Malerwinkel“ führen zurück in die idyllische oberbayerische Landschaft heutiger Tage.
Los geht es allerdings mit einem kurzen Blick auf den Londoner Maler William Turner. Nach einem Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Sumbawa 1815 folgte in Europa ein Jahr ohne Sommer mit wenig Licht drinnen und draußen. Turner machte aus der Not eine Tugend und ging zum Malen an die Themse. Besonders im schrägen Abendlicht war die Landschaft rund um die Stadt in alle Schattierungen von Rot, Orange, Violett, Ocker und Kobalt getaucht. Das inspirierte Turner, den Blick auf die Natur zu schärfen, auch indem er sie verfremdet und verzaubert wiedergab. Ein Schritt, den andere Künstler erst zwei Generationen später zu gehen wagten.
Norbert Göttler arbeitete als freier Publizist, Schriftsteller und Fernsehregisseur. Von 2012 bis 2023 war Göttler hauptamtlicher Bezirksheimatpfleger von Oberbayern. Er ist Mitglied des deutschen PEN-Clubs, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Salzburg) sowie von Amnesty International. 2004 wurde Göttler das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.